Angeregt durch ein Modul meiner Weiterbildung zum Coach für friedvolle Elternschaft hatte ich die Idee, eine neue Blog- und Podcast-Serie zu starten. Ich möchte Dir in der nächsten Zeit verschiedene Ressourcen vorstellen, mit denen Du in Deinem Mama-Alltag gut für Dich sorgen kannst. Den Anfang mache ich heute mit einer meiner neuen Ressourcen und nehme Dich mit in den Wald.

Podcast-Episode #025 Der Wald und ich [Ressourcen im Mama-Alltag]

Waldmomente als Kind

Viele Jahre hatte der Wald keine besondere Bedeutung für mich. Ich erinnere mich nur vage daran, dass ich in meiner Kindheit hin und wieder einen Ausflug gemeinsam mit anderen Kindern in den Wald gemacht habe, z.B. im Rahmen der Ferienbetreuung. Wir haben dort gespielt, aber für mich hatte es keine Bedeutung, ob wir den Ausflug in den Wald oder woanders hin gemacht haben.

Als Kind fand ich es auch eher nervig, wenn ich dazu anhalten wurde, auf den breiten, mit Schotter angelegten Wegen zu bleiben. Ich mochte viel lieber diese kleinen Trampelpfade, deren Steigung durch die Wurzeln der Bäume zu einer natürlichen kleinen Treppe mit vielen kleinen Stufen wurden, so wie auf diesem Bild.

Und ich liebte die Raschelspaziergänge mit meiner Oma. Wir waren damals zwar eher in Parks unterwegs, weil meine Großeltern in einer Großstadt wohnten, aber zu mindestens im Herbst konnte ich dort für ein paar Wochen mit kindlicher Leichtigkeit durch das bunte Herbstlaub tanzen.

Wald, Berge oder Meer?

Als Erwachsene habe ich viele Jahre lang wenig Zeit im Wald verbracht und auch für die Berge konnte mich niemand nachhaltig begeistern. Erfüllende Naturerlebnisse fand ich lange Zeit ausschließlich am Meer. Das Meer war gefühlt schon immer mein absoluter Sehnsuchtsort, denn meistens musste ich fast 50 Wochen im Jahr ohne auskommen, bis wir dann endlich vor ein paar Jahren die Gelegenheit bekamen, unseren Lebensmittelpunkt nach Schleswig-Holstein zu verlegen.

Natürlich verbringe ich jetzt viel mehr Zeit am Wasser, also an der Ostsee oder auch an der Schlei, die ganz in unserer Nähe ist. Aber ich lerne auch den Wald als neuen Kraftort für mich kennen. Angestoßen von einem Frauenkreis, der von Sarah-Lena als Spaziergang durch den Wald gestaltet wird, finde ich mehr & mehr meinen ganz persönlichen Zugang zum Wald. Frei von meinen Kindheitserfahrungen, sondern mit einem neugierigen & frischen Blick für diese natürlichen Lebensraum.

Den Wald mit allen Sinnen erfahren

Wenn ich im Wald bin, dann genieße ich es, ohne die Restriktionen in meiner Kindheit abseits der breiten Wege langsam & bewusst über die kleinen Trampelpfade oder direkt durch das knackende Unterholz zu gehen. Dort liegt auch im Sommer immer noch Laub, das ich mit meinen Füßen zum Rascheln bringen kann.

Bäume zu umarmen oder im Wald zu baden, kam mir lange irgendwie ein bisschen komisch vor (und vielleicht geht es Dir auch so?). Heute beginne ich mehr und mehr diesen Kontakt zuzulassen. Ich nähere mich den Bäumen langsam und achtsam an. Ich nehme wahr, wie groß oder noch klein sie sind. Ich lege z.B. erstmal nur eine Hand an den Stamm eines kleinen, relativ jungen Baumes, erfühle die unebene Oberfläche und nehme die Temperatur bewusst wahr. Manchmal lehne ich mich mit dem Rücken an den Baum und spüre, wie ich loslassen kann und er mir Halt gibt.

Eine Wohltat für das Nervensystem

Früher nahm ich Wälder eher wie ein großes Ganzes war – heute kann ich mich auch bewusst auf seine einzelnen Bewohner fokussieren. Während bei einem Waldspaziergang im Mai das Summen der unzähligen Hummeln fast den Gesang der Vögel übertönte, waren die Baumstämme im Juni, der dieses Jahr sehr regenreich war, mit Nacktschnecken regelrecht übersät.

Neulich saß ich einige Zeit unter dem Blätterdach eines noch sehr jungen Baumes, das wie ein Regenschirm über mir aufgespannt war und mir eine spürbare Erfahrung von Schutz schenkte. Was für ein nährendes Erlebnis für mein oft auf mögliche Gefahren gepoltes Nervensystem. Im Wald komme ich oft in einen so entspannten Zustand, dass sich mein Nervensystem wirklich beruhigen und tief ent-spannen kann.

Der Wald will nichts von mir.

Ich darf einfach sein.

So, wie ich bin.

So, wie es mir gerade geht.

Mit diesem Bild verbinde ich einen ganz persönlichen Moment der Bewusstwerdung und bin dafür unendlich dankbar.

Der Wald als letzte Ruhestätte

Irgendwann im letzten Jahr haben mein Mann und ich einen Friedwald in unserer Nähe besucht. Er liegt direkt an einer Steilküste, sodass er die perfekte Naturmischung von Wald & Ostsee bietet. Biografisch sind Friedhöfe für mich nur bedingt trostspendende Orte und ich habe mich dort, geprägt durch diese Kindheitserinnerungen, nie richtig wohlgefühlt. Deshalb war ich schon immer mehr oder weniger bewusst auf der Suche nach einer für mich passenderen Alternative. Seit letztem Jahr weiß ich: ein Friedwald mit Blick auf die Ostsee wird wohl meine letzte Ruhestätte werden, wenn meine Seele meinen Körper und diese Welt verlassen wird.

Wenn gerade mal kein Wald da ist

Beim Schreiben dieses Textes saß ich zwar zu Hause, aber ich habe mir den Wald nach Hause geholt, und zwar in Form eines YouTube-Videos mit Waldgeräuschen. Und wenn das Wetter gut genug ist, arbeite ich auch gerne auf der Terrasse mit Blick auf unseren grünen oder auch blühenden Garten inkl. Vogelgezwitscher.

Außerdem höre gern den Podcast „Peter und der Wald“ von Peter Wohlleben, der sich mit all seinem beruflichen Wirken als Förster für eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Waldwirtschaft einsetzt. Viele kennen sicher auch sein bekanntes Buch „Das geheime Leben der Bäume“. Viele der Podcast-Episoden nimmt er direkt im Wald auf und man kann beim Hören nicht nur etwas über aktuelle Waldthemen oder die Jahreszeiten im Wald erfahren, sondern auch akustische Waldspaziergänge mit interessanten Hinweisen machen. Also auch das ist eine Möglichkeit sich im Alltag mit dem Wald zu verbinden, obwohl es natürlich nicht das ganzheitliche eigene Erleben mit allen Sinnen ersetzt.

Noch ein paar Fragen für Dich

Was ist Dein Kraftort in der Natur? Ist es der Wald? Oder die Berge? Oder das Wasser, an einem See oder am Meer?

Wie oft bist Du an Deinem Kraftort in der Natur? Einmal im Monat, einmal pro Woche? Oder schaffst Du es jeden Tag, z.B. weil Du einen Hund hast, mit dem Du jeden Tag Gassi gehst?

Wie bewusst bewegst Du Dich durch die Natur, wenn Du Dich in ihr aufhältst? Gehst Du schnell? Oder gehst Du auch manchmal bewusst langsam? Was nimmst Du wahr, wenn Du in der Natur bist? Was kannst Du sehen? Was kannst Du hören? Was kannst Du spüren? Was kannst Du riechen? Was kannst Du schmecken?

50 Shades of Green

Wie ist Deine Atmung? Wie ist Dein Herzschlag? Wie fühlt es sich in Deinem Körper an, in der Natur zu sein?

Auf welche Art nutzt Du die Natur als Ressource in Deinem Mama-Alltag? Möchtest Du daran etwas verändern?

Nimm Dir gerne nochmal Zeit, um diese Fragen für Dich zu reflektieren. Oder Dich darüber auszutauschen. Vielleicht magst Du Deine Antworten schriftlich festhalten. Oder Du nimmst sie mit auf den nächsten Spaziergang durch den Wald, durch die Natur. Schalte Dein Handy in den Flugmodus und tauche in die Stille der Natur, die eigentlich gar nicht so still ist…

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