Genauso wie das Verweilen eröffnet auch die Langsamkeit die Möglichkeit, aus dem Hamsterrad des Alltags auszusteigen.

Verlangsamung ist wohltuend in einer Gesellschaft, die Schnelligkeit glorifiziert. Alles scheint immer sofort passieren zu müssen. Doch dieses Streben nach Geschwindigkeit kann uns gefangen nehmen. Es hält unser Nervensystem oft in einem dauerhaften Zustand der Anspannung. Wir sind – ohne es bewusst zu bemerken – im „Kampf-oder-Flucht“-Modus.

Dich wieder mit dir selbst verbinden

Langsamkeit ist eine Einladung an dein Nervensystem, zu entspannen und wieder in Balance zu kommen. Das parasympathische Nervensystem wird stimuliert, wenn wir uns sicher fühlen und entschleunigen. Es ist wie ein Signal an unseren Körper: „Alles ist in Ordnung. Du darfst loslassen.“

Oft braucht es wirklich die bewusste Erlaubnis zum Loslassen, weil der innere Drang, produktiv zu sein, uns denken lässt, dass Entschleunigung gefährlich sei. Langsamkeit wird dann oft als bedrohlich empfunden, etwa weil wir Angst vor negativen Konsequenzen haben oder weil sie uns mit uns selbst in Kontakt bringt und wir das fürchten.

Wenn wir uns erlauben, ab und zu etwas langsamer zu werden, schaffen wir Raum für echte Verbindung – zu uns selbst und zu anderen. Wir erleben, dass wir nicht ständig „funktionieren“ müssen, um wertvoll zu sein. Und wir geben unserem Körper und Geist die Chance, in einen Zustand von Ruhe und Regeneration zu finden.

Dich in den gegenwärtigen Moment bringen

Langsamkeit erlaubt dir, deinen Blick zu weiten und auch die anderen Sinneseindrücke bewusst wahrzunehmen. Dabei entsteht nicht selten ein Gefühl der Fülle, der Dankbarkeit und der Zufriedenheit. Und du spürst, was jetzt gerade in dir präsent ist.

Vor allen Dingen steigst du für einen kurzen Moment aus der Stress- und Sorgenspirale raus, die dich in einer meistens negativ konstruierten Zukunft festhält, den Blick starr nach vorne und auf potentielle Gefahren ausgerichtet.

Das lebendige Sein findest du aber immer im gegenwärtigen Moment. Langsamkeit kann dich – weg aus der ungewissen, schemenhaften Zukunft – in der realen & erfüllten Gegenwart verankern und dich den Reichtum des Lebens um dich herum erkennen lassen.

Ausprobieren

Um die Kraft der Langsamkeit in deinen Alltag zu integrieren, könntest du dir alle paar Stunden einen Wecker im Handy stellen oder einen Bildschirmhintergrund einrichten, der dich an die Langsamkeit erinnert und deine Wahrnehmung auf das Hier & Jetzt lenkt.

Hier findest du eine kleine „Anleitung“ falls es dir zu Beginn noch schwerfällt, in die Langsamkeit zu finden. In der Langsamkeit entdeckst du mehr Details und die Sinneseindrücke erreichen dein Bewusstsein.

 Du siehst nicht nur das, was du eben gerade noch mit deinen Augen fokussiert hast.

 Du entdeckst auch das, was dich gerade sonst noch umgibt, wenn du deinen Blick umherschweifen lässt.

 Du siehst, dass es hell ist oder dunkel, wer gerade mit dir im Raum ist oder ob du alleine bist.

Du siehst die Postkarte, die du schon vor so langer Zeit dort hingehängt hast, um dich an die Botschaft, die auf ihr geschrieben steht zu erinnern:

Du lässt diese Botschaft auf dich wirken.

Du schaust dich weiter um und entdeckst die Dinge, die diesen Tag schöner machen, weil du sie jetzt mit deinen offenen Sinnen bewusst wahrnehmen kannst.

Vielleicht hörst du draußen die Vögel zwitschern.

Oder die Musik, die sonst nur im Hintergrund läuft und die du so oft gar nicht richtig bemerkst.

Vielleicht hörst du auch das Brummen der Spülmaschine, die dir so viel Arbeit in der Küche abnimmt.

Nimm auch mal die Temperatur wahr, die dich umgibt.

Wärmt dich gerade die Sonne in deinem Gesicht? Oder der kuschelige Lieblingspulli, den du heute trägst?

Oder ist da ein kalter Wind, der dich beim Hinspüren sogar etwas schauern lässt oder eine Gänsehaut entstehen lässt?

Achte auch mal auf den Boden unter deinen Füßen oder darauf, wie dein Körper im Kontakt mit dem Stuhl, dem Sofa oder dem Bett ist, auf dem du gerade sitzt oder liegst.

Du kannst die Schwerkraft spüren, die dich dazu einlädt, mal kurz loszulassen, dich zu erden und zu bemerken, dass du getragen wirst von der Erde und der Schwerkraft.

Und? Ist das heute dein Lieblingstag?

Reflexionsfrage

Was wäre, wenn Langsamkeit keine Schwäche, sondern eine Quelle deiner Stärke wäre?

Welche Situationen in deinem Leben könnten durch Entschleunigung an Tiefe und Bedeutung gewinnen?

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