Friedvolle Elternschaft wird oft missverstanden – als eine Methode, die möglichst friedliche Kinder und ein harmonisches Familienleben hervorbringen soll. Doch genau das ist sie nicht. Es geht nicht um perfekte Erziehung, sondern um echte Verbindung. Um Co-Regulation statt Kontrolle. Um Sicherheit statt Gehorsam. Und darum, dass wir Eltern lernen, uns selbst mit Wohlwollen zu begegnen – damit wir diese Haltung auch unseren Kindern schenken können.
Dieser Artikel ist eine Einladung, Dich selbst besser kennenzulernen, Deinen Schmerz ernst zu nehmen und einen neuen Umgang mit Dir und Deinem Kind zu entwickeln. Einen Umgang, der geprägt ist von Verbindung, innerer Sicherheit und echten Entwicklungsschritten – auf beiden Seiten.
Was bedeutet friedvolle Elternschaft?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer ein friedvolles Familienleben gestaltet, bei dem ist nicht immer alles einfach oder leicht. Ich würde es eher so formulieren: In einer friedvollen & empathische Atmosphäre einer Familie gibt es keine Verurteilung oder Beschämung von emotionsgeladenem Verhalten.
Ein wütendes Kind wird nicht in sein Zimmer geschickt, sondern ihm wird Verständnis entgegen gebracht. Einem ängstlichen Kind wird nicht eingeredet, dass es keine Angst zu haben braucht, sondern ihm wird von den Erwachsenen spürbare Sicherheit vermittelt. Und einem trauriges Kind wird nicht gesagt, dass es aufhören soll zu weinen, sondern es wird mit seiner Trauer ernstgenommen.
Das sind nur drei Beispiele, wie Kindern – statt mit Verurteilung oder Beschämung – in einer wertschätzenden & empathischen Art begegnet werden kann. Denn das sorgt in emotional aufregenden Situationen dafür, dass das Kind nicht einfach nur schnell wieder ruhig ist, sondern das aktivierte kindliche Nervensystem in der Co-Regulation wirklich zur Ruhe kommt.
Friedvolle Elternschaft funktioniert nicht!
Friedvolle Elternschaft funktioniert nicht durch die perfekte Einhaltung diverser Tipps & Ratschläge aus einschlägigen Büchern, Blogs oder Podcasts. Es ist auch gar nicht ihr Anspruch, dass sie „funktioniert“ und es geht es auch nicht darum, als Eltern perfekt sein zu müssen. Friedvolle Elternschaft bedeutet miteinander in Verbindung zu bleiben, auch wenn es gerade schwierig ist oder wieder in Verbindung zu kommen, wo zum Beispiel durch Überforderung oder durch einen Konflikt Distanz entstanden ist.
Distanz oder Trennung entsteht z.B. dann, wenn mein erwachsenes Nervensystem in einem Alarmzustand gerät und ich mich einer Schutzstrategie bedienen muss, weil mein Unterbewusstsein das Verhalten meines Kindes oder meines Partners als Gefahr für mich wahrnimmt. Trennung entsteht, weil ich in meinem Schmerz gefangen bin und die Perspektive des anderen nicht mehr einnehmen kann.
Sicherheit ist das zentrale Bedürfnis
Wenn ein Nervensystem im Alarmzustand ist, dann braucht es in erster Linie spürbare Sicherheit. Als Erwachsene sind wir selbst dazu in der Lage und deshalb auch selbst dafür verantwortlich, uns zu regulieren und innere Sicherheit wieder herzustellen.
Kindliche Nervensysteme können sich in den ersten Jahren nicht selbst regulieren und brauchen unsere Hilfe als Eltern, um durch Co-Regulation wieder in die Entspannung zu finden. Nur über die Erfahrung von Co-Regulation können Kindern nach & nach lernen, sich selbst zu regulieren.
Geschieht das nicht, wird das heranwachsende Nervensystem eine Überlebensstrategie entwickeln, die zwar vielleicht aussieht, wie eine Regulationsstrategie, aber im Grunde genommen eine Kompensationsstrategie ist. Dazu gehören Vermeidungsstrategien, wie Ablenkung oder Prokrastination, aber auch Kontrollstrategien wie Perfektionismus und strikte Planungen oder Ersatzbefriedigungen, um nur ein paar zu nennen.
Kompensationsstrategien helfen allerdings nur kurzfristig dabei, die innere Spannungen abzubauen und müssen daher regelmäßig bzw. dauerhaft angewendet werden. Ein anhaltendes & nachhaltiges Gefühl der Sicherheit kann auf diese Weise nicht entstehen
Friedvolle Elternschaft beginnt bei den Eltern
Sicherheit ist also eine wichtige Grundlage für eine friedvolle Elternschaft. Kommt sie uns abhanden, ist es die zentrale Aufgabe der Eltern, diese Sicherheit wieder herzustellen, entweder für unsere Kinder, aber als Voraussetzung dafür vor allen Dingen in uns. Sicherheit und innere Gelassenheit ist allerdings nicht durch allgemein gültige Tipps & Ratschläge zu erlangen, wie sie haufenweise auf Social Media geteilt werden.
Friedvolle Elternschaft ist keine Methode und auch kein Ideal oder Ziel, das wir als Eltern erreichen müssen, um guten Eltern zu sein. Friedvolle Elternschaft ist vor allen Dingen eine Haltung. Es ist ein Weg, den wir mit der Absicht beschreiten, unseren Kindern ein respektvolles & mitfühlendes Gegenüber zu sein, das sie mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen ernst nimmt und ihnen dabei hilft, mit ihnen gut klar zu kommen.
Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg leistet dabei gute Dienste, sollte aber auch als Haltung und weniger als Methode verstanden werden. Es reicht eben nicht, stets die vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation abzuspulen. Sondern es braucht Erwachsenen, die gut mit sich selbst in Kontakt sind, Empathie für sich und ihre Kinder haben und diese entsprechend ausdrücken zu können.
So kann es gelingen, möglichst häufig auf eine mitfühlende und eigenverantwortliche Weise zu handeln. Diese mitfühlende Energie will aber ein Leben lang genährt werden. Sie darf sich auch wandeln und sollte stets offen für neue Erfahrungen sein.
Das Ziel der GfK und auch der friedvollen Elternschaft ist nicht die dauerhafte Gewaltfreiheit. Denn ein gewaltfreies Miteinander ist nur möglich, wenn ich in diesem Moment des Miteinanders über genügend Ressourcen & Kapazitäten verfüge. Keinem Menschen ist das jeden Tag und zu jeder Stunde des Tages möglich – und das muss es auch nicht!
Es geht darum, Beziehungen zu unseren Kindern und auch zu anderen Menschen aufzubauen, deren Basis Offenheit & Mitgefühl ist. Dadurch wird die Voraussetzung geschaffen, wieder echte Nähe zu anderen Menschen zulassen zu können. Mit Präsenz, Verbundenheit, ehrlichem Miteinander und ohne Angst vor der eigenen Verletzlichkeit kann das gelingen.
Wohlwollen mit sich entwickeln
Gleichzeitig solltest Du die friedvolle Elternschaft als einen Entwicklungsprozess verstehen, in dem wir Erwachsenen zwar langfristig Fortschritte machen, zu dem aber auch immer wieder kleine Rückschritte gehören, für die wir uns nicht verurteilen sollten.
An dieser Stelle bekommt Selbstmitgefühl und Selbstfürsorge eine besondere Bedeutung für den Prozess. Denn genauso wie die Kinder nicht aus Böswilligkeit aus der Kooperation mit anderen Menschen aussteigen, gilt das Gleiche auch für uns Erwachsene. Auch wir sind aufgrund unserer Prägungen nicht frei von „Fehlverhalten“ und die verletzten inneren Anteile benötigen Aufmerksamkeit und wohlwollende Zuwendung, statt Verurteilung durch die kritischen, innere Anteile.

Mit einem wohlwollenden Blick auf Dich selbst zu schauen, ist ein bisschen so, wie wenn Du Deiner besten Freundin fürsorglich zur Seite stehst. Sprich mit Dir selbst einfach genauso verständnisvoll & verständnisvoll, wie Du es mit ihr tust. Ermutige Dich selbst, Dich in Deinem Leben zur Priorität zu machen, statt Dich immer wieder an die allerletzte Stelle zu setzen. Erlaube Dir, Pausen zu machen und gesunde Grenzen zu setzen, wenn es gerade zu viel ist.
Wohlwollen ist eine innere Haltung, mit der wir uns selbst, anderen und dem Leben begegnen können. Unsere innere Haltung lenkt unsere Handlungen. Wenn wir eine neue innere Haltung einnehmen wollen, um aus alten Mustern, Prägungen und Überlebensreaktionen herauszuheilen, brauchen wir manchmal etwas Unterstützung, damit sie sich festigen kann.
Den Kreislauf druchbrechen
Eltern haben eine besondere Verantwortung für die Beziehung zu ihren Kindern. Es braucht Mut, bei sich genau hinzusehen, damit unbewusste Muster nicht von Generation zu Generation weitergegeben werden. Je mehr Bewusstheit wir als Eltern erlangen, desto weniger geben wir diese Muster von unserem Päckchen an unsere Kinder weiter.
Die wenigsten Eltern möchten mit ihren Kindern meckern, schimpfen oder sie bestrafen. Dennoch sind viele Eltern eben mit Methoden wie Belohnung und Bestrafung aufgewachsen. Wir mussten uns als Kinder häufig anpassen, unsere Gefühle unterdrücken und haben uns dabei in gewisser Weise selbst verloren. Irgendwie blieb das Gefühl hängen, so wie man ist, nicht ganz richtig zu sein. Und dieses Gefühl war nur mit viel Anstrengung, Leistung, Erfolg, Anerkennung und Wertschätzung im Außen einigermaßen gut zu kompensieren.

Ein Cycle Breaker ist eine Person, die schädliche oder dysfunktionale Muster in ihrer Familie erkennt und sich entscheidet, diese zu durchbrechen. Es ist ein riesiges Versprechen an Dich selbst, den Schmerz, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde zu durchbrechen. Aber wenn das nicht passiert, kann sich eben auch nichts ändern.
„Erwachsene geben ihre psychische Gesundheit, ihre Stressregulation und ihre Bindungserfahrungen an ihre Kinder weiter.“
Annegret Sperl
Es ist von enormer Bedeutung und von unschätzbarem Wert, als Cycle Breaker*in die Antennen nach innen auszurichten und eine*n innerere*n Beobachter*in zu etablieren, die/der es Dir ermöglicht, die inneren Prozesse ins Bewusstsein zu holen. Was Du nicht mitbekommst, kannst Du nicht verändern. Aber durch den Prozess der Bewusstwerdung kannst Du scheinbar festzementierte Automatismen beobachten, innehalten, sie für ihre bisherige Funktion wertschätzen und dann transformieren oder ganz loslassen.
Ein friedvolles Miteinander in der Familie kann Dein Leitstern oder Deine Vision werden, die Dir im Alltag Orientierung gibt, und gleichzeitig darfst und solltest Du Dir (und Deinem Partner) mit Wohlwollen begegnen, wenn es nicht sofort oder immer gelingt. Wertschätzung, Wohlwollen und ein friedvoller Umgang mit sich selbst in diesem Prozess und darüber hinaus ist ein zentrales Element der friedvollen Elternschaft.
Du brauchst diesen Weg nicht alleine zu gehen
Nach Jahren im Funktionsmodus sich selbst und diesen Prägungen endlich zuwenden, um eine nachhaltige Veränderung im Familienleben zu bewirken, braucht gerade zu Beginn einen festen Rahmen. Dieser Rahmen hat einerseits eine zeitliche Komponente, aber auch eine wohlwollende & haltgebende Person als Begleitung ist eine wichtige Ressource auf dem Weg.
Gerade auch bei den blinden Flecken, die jeder Mensch hat, kann man alleine nicht erfolgreich sein. Das Erkunden von Bedürfnissen und Grenzen gewinnt im ehrlichen Austausch mit einer anderen Person an Qualität & Tiefe. Wenn Deine Grenzen klar sind, dann geben sie nicht nur Dir sondern auch Deinen Kindern Sicherheit, Klarheit und Orientierung. Sie lernen dadurch auch, dass Menschen Grenzen haben, dass das auch für sie gilt und wie man die Grenzen anderer Menschen achtet.
Wie Dich einem FREL®-Coaching unterstützen kann
„Damit Eltern sich gegenüber ihren Kindern geduldig, respektvoll, liebevoll, präsent und zugewandt verhalten können, brauchen sie selbst einen Zustand von Sicherheit und Verbindung.“
Annegret Sperl
Auch Du als Elternteil brauchst einen sicheren, verlässlichen Rahmen, in dem Du wieder in den Kontakt zu Dir und Deinen Ressourcen kommen kannst. Im FREL®-Coaching kannst Du lernen, Deine Gefühle wahrzunehmen und einzuordnen. Du bekommst die Gelegenheit und den dafür nötigen Raum, Deine eigenen Bedürfnisse, die vielleicht viel zu lange hinten angestellt wurden, endlich wieder wahrzunehmen und anderen gegenüber zu benennen.
Ein FREL®-Coaching nutzt nicht nur den Austausch auf sprachlicher Ebene und die Kognition, sondern es werden ergänzt durch körperorientierten Ansätze, die auch dort greifen, wo Dir sonst Dein innerer Kritiker im Wege steht. Dich erwartet ein Raum, in dem Emotionen sich zeigen dürfen und ihre innenwohnende Kraft genutzt werden kann. Selbstregulation und Selbstempathie sind ein ständiger Begleiter des Prozesses, sowohl während der Coachingtermine als auch in Deinem Alltag.
Aus Erfahrung weiß ich, wie wertvoll eine korrigierende Erfahrung in einem FREL®-Coaching sein kann und wie es sich anfühlt, durch ein Coaching genährt zu werden und sich nach & nach im eigenen Körper zuhause zu fühlen.
Wir nehmen uns behutsam, ausreichend Zeit für das, was sich zeigen will und geben dem, das sich noch nicht zeigen will so viel Zeit & Sicherheit, dass auch dort eine Veränderung reifen kann. Statt „Höher, schneller, weiter“ gehen wir langsamer, behutsamer und tiefer voran. Ganzheitlich und nervensystemfreundlich.
Hört sich das für Dich interessant an oder hast Du noch Fragen dazu? Dann lass uns bald kennenlernen und gemeinsam herausfinden, ob ich Dich auf Deiner Reise zu einer friedvolleren Elternschaft eine Weile begleiten soll. Ich freue mich auf Dich!