Es wird Zeit für den nächsten Erfahrungsbericht in Sachen Mutter-Kind-Kur. Heute darf ich das Wort an Jeannette aus Berlin übergeben. Sie war im Mai 2023 für drei Wochen mit ihren Kindern in Grafenau.

Dieser Gastartikel ist Teil der Blogparade „Meine Kur – meine Zeit“.

Warum ich die zweite Kur direkt beantragt habe

Im Mai 2023 war ich für 3 Wochen zum zweiten Mal zur Mutter Kind Kur. Als ich im September 2022 die Kur beantragt habe, habe ich das “nur” gemacht, weil die 4 Jahre vorüber waren. Es gab keine besonderen Indikatoren dafür. Der Alltag lief normal und ich fühlte mich gut dabei. Meine zwei Kinder (6+8), mein Mann und ich leben in einer Mietwohnung in Berlin, ohne weiteren familiären Anschluss. Ich war zu dem Zeitpunkt in Elternzeit, um meine nebenberufliche Selbständigkeit voranzutreiben. Ab Oktober sollte dann zusätzlich meine 25 Stunden Teilzeitanstellung wieder beginnen.

Beantragung mit Hilfe der Hausärztin

Die Beantragung lief mit Unterstützung durch meine Hausärztin, da ich als Patient und meine Kinder nur Begleitpersonen waren. Zwei Wochen später bekam ich die Genehmigung meiner Krankenkasse. Da ich bereits 2018 eine Mutter-Kind-Kur bekommen hatte, lag der Schwerpunkt der Behandlung gleichlautend auf psychischer Erschöpfung.

Berge oder Ostsee?

Die Krankenkasse arbeitet mit Trägern zusammen, die dann auch die Klinik-Standorte vorschlagen, wenn sie sich denn melden. Somit klappte es bei mir erst mit dem zweiten Träger. Wichtig: Die Genehmigung der Krankenkasse ist nur 1 Jahr gültig.

2018 war ich an der Ostsee, was sehr schön war. Nun wollte ich in die Berge. Ich schaute mir die einzelnen Kliniken auf der Seite des Trägers an und entschied mich dann für das landschaftlich schön gelegene Grafenau mit Klinik-Schwerpunkten, die mir entsprachen.

Grafenau war mit 6 Stunden Fahrzeit gerade noch machbar. Außerdem war hier noch EIN Platz im Mai frei. Ansonsten wäre die reguläre Anreise ab Juli möglich gewesen, was für mich gar nicht in Frage kam. Alle anderen Berg-Kliniken waren sogar erst ab August frei.

Auf der Suche nach Klarheit & Balance

Als der Mai endlich da war, war ich fix und fertig. Die Doppelbelastung mit meiner Teilzeitstelle hat mich mehr als erwartet beansprucht. Zudem kam ich in meiner nebenberuflichen Selbständigkeit immer wieder an dieselben limitierenden Grenzen und Glaubenssätze.

All das hat mich sehr belastet, was zur Beantragung im September noch gar nicht präsent war. Die Kur kam somit zum richtigen Zeitpunkt für mich. Ich wollte die 3 Wochen nutzen, um für mich Klarheit, Abstand und Balance zu finden. Meine identifizierten Glaubenssätze wollte ich in den psychologischen Gesprächen auflösen.

Zwischen Minimalismus & unerwarteten Freundschaften

Meine Vorfreude und Erwartungen waren hoch. Und mit einem Hörbuch “Der 5-Uhr Club”, einem Notizbuch sowie Füller im Gepäck stieg ich mit meinen Kindern in den Zug nach Passau. Natürlich hatten wir auch noch einen Reisekoffer und 2 kleine Kinderkoffer. Und jeder hatte einen Rucksack. Ich vertrete da eher den minimalistischen Ansatz. Alles was fehlen könnte, kann ich im Notfall noch nachkaufen. Und Drogerieartikel muss ich nicht tragen, sondern kaufe sie auch vor Ort.

Das Bordbistro – der Hit

In Passau angekommen, traf ich am Fahrstuhl auf eine Mutter mit Sohn (6). Sie sah aus wie der Tod auf Latschen. Ohje, dachte ich und setzten uns in denselben Shuttle-Bus zur Kur-Klinik. Wir und unsere Kinder wurden beste Freunde und waren während der Kur unzertrennlich. Der Zufall wurde noch größer, als wir sogar am selben Essenstisch, 2 Familien pro Tisch, saßen.

Endlich Abstand vom Alltag & Zeit für mich

Der Kuralltag war entspannt. Die Kinder waren tagsüber (8:30 Uhr bis 17 Uhr) im Kinder-Club. Nur mittags gab es eine 90 minütige Unterbrechung. Mein Fokus lag auf Bewegung, Entspannung, eigenverantwortlicher Therapiezeit sowie 3 psychologischen Gesprächen.

Die Empfehlung der Klinik war klar: Abstand vom Alltag und kein Besuch an den Wochenenden. Das fand ich gut, denn ich wollte wirklich nicht, dass mein Mann uns besuchen kommt. Auch nicht an meinem Geburtstag und auch nicht über das lange Wochenende.

Entspannen in der Salzgrotte

Ich wollte alleine sein und das habe ich auch nach meinen Regeln gemacht. Die eigenverantwortliche Therapiezeit habe ich nicht zum Kaffeeklatsch mit den anderen Müttern genutzt. Ich habe mein Hörbuch “Der 5-Uhr-Club” gehört und das Gelernte während des Klinikalltages integriert. 5 Uhr aufstehen – 20 Minuten Sport – 20 Minuten Meditation und Tagebuch – 20 Minuten persönliches Wachstum.

Meine Therapeutin hat mir zur Bearbeitung meiner Glaubenssätze das Buch zum Selbststudium von Stefanie Stahl “Das Kind in dir muss Heimat finden!” geliehen. Also habe ich hierfür meine frei verfügbare Zeit genutzt. Denn ganz ehrlich: Bei 3 Therapie Gesprächen muss man die Zeit schon ganz gezielt nutzen und gut vorbereitet sein.
Die Mittagspausen, die Abende sowie die Wochenenden habe ich dann mit den Kindern und unseren Freunden verbracht.

„Ich hätte heulen können“

Ich war stellenweise so überschwänglich glücklich und dankbar, dass mir vor Freude Tränen kamen:

3 Wochen nur für mich!
3 Wochen wundervolle Landschaft!
3 Wochen tolle Freunde!
3 Wochen bezahlte Freiheit!
3 Wochen mit meinen Kindern, ohne selbst eine lange To-Do-Liste zu haben.

Schnee im Mai – Großer Arber

Meine Kinder und ich fühlten uns rundum wohl. Sie hatten ihr eigenes kleines Zimmer mit einem Etagenbett, sodass ich früh meine neue Morgenroutine einführen konnte. Jedoch würde ich jeder Mutter empfehlen, bei der Reservierung zu erfragen, denn wir hatten einfach nur Glück. Es gab auch Zimmer, die nur durch einen Vorhang voneinander getrennt waren.

Gesunde Vielfalt für Groß & Klein

Es war das rundum sorglos Paket. Frühstück in Buffetform, mit frischen dunklen und hellen Brötchen, Brot und Müsli. Am jeweiligen Vortag hat man sein Mittagsgericht aus 3 Erwachsenengerichten und 2 Kindergerichten ausgewählt. Für die Hauptspeise gab es Tischservice und Vor-und Nachspeisen gab es am Buffet.

Zum Abendessen gab es wieder kaltes Buffet. Das empfand ich als sehr belastend, da ich abends gern eine Suppe oder etwas leichtes warmes esse. Um dieses Thema etwas zu entspannen, habe ich das Angebot durch eigene gekaufte Lebensmittel ergänzt.

Erholt nach Hause – zurück in den Alltag

Meine Erwartungen an die Kur haben sich voll erfüllt. Alle Klinikmitarbeiter, wirklich alle, waren sehr nett und wertschätzend. Aber nach 3 Wochen Zeit für mich und dann kommt der Alltag wieder. Die Ernüchterung war
groß.

Ich habe meinen 5-Uhr-Club mit in meinen Alltag genommen. Ich setze täglich Grenzen gegenüber meinen Kindern und meinem Mann. Das ist sehr kräftezehrend. Denn zu lernen, dass ich nicht alles selbst machen muss, heißt auch, dass es ein anderer machen muss oder dieser Anspruch entfällt.

Am schlimmsten war es dann im Sommerurlaub, wo ich nicht mehr meine Morgenroutine hatte. Ich war sehr unzufrieden, dass ich keine Zeit für mich hatte.

Mein Fazit: Zeit für mich ist mir sehr wichtig. Beim nächsten Urlaub werde ich das beachten.

Erfahrungen & Tipps für eine gelungene Mutter-Kind-Kur

Ich muss klar sagen, dass der Kurerfolg maßgeblich von den Kindern abhängt. Wenn diese Probleme bei der Eingewöhnung oder gar nicht warm mit der Einrichtung werden, dann fällt es auch der Mutter schwer, sich bei den Anwendungen zu entspannen.

Bei meiner ersten Kur war mein Sohn 2 Jahre alt und das war eindeutig zu jung. Ich hatte bei jeder Mahlzeit Stress, da Kinder am Buffet nicht zugelassen sind. Im Hochstühlchen ohne Aufsicht sitzen zu lassen, ging nicht. Mit zum Buffet nehmen auch nicht. Laufen lassen erst recht nicht.

Im Webinar für 0 € gibt es jede Menge Antworten

Allen anderen Müttern, die gern verreisen, würde ich eine Kur empfehlen. Generell kannst du vorher nie wissen, wie alles vor Ort sein wird. Ich habe mich auf die durchschnittliche Google-Bewertung verlassen. Klar gibt es immer wieder auch unzufriedene Bewertungen, aber der Durchschnitt kann meistens nicht irren.

Meine Kolleginnen kamen danach auch zu mir, um sich Rat zu holen. Die meisten Bedenken waren hinsichtlich der Annahme durch den Arbeitgeber. Hier habe ich immer geraten, die Kur zu beantragen, da dir die bezahlte Freistellung bei Bewilligung zusteht.

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