Ohne Kommunikation funktioniert unser Leben nicht – „Man kann nicht nicht kommunizieren!“  sagt Paul Watzlawick. Worte können eine Verbindung zum Gegenüber herstellen oder auch nicht, je nachdem wie etwas und was genau gesagt wird. Auch Körperhaltungen und Körperausdruck drücken Befindlichkeiten aus und es sind Bewegungsmuster, die wir schon als Kinder gelernt haben und die tief im Unbewussten gespeichert sind.

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In den meisten der bisherigen Episoden des Podcasts habe ich immer wieder davon gesprochen, dass es wichtig ist, in die Kommunikation mit unseren Mitmenschen zu kommen. Wenn es z.B. darum geht,

    • Verantwortung für Gefühle & Bedürfnisse zu übernehmen
    • eigene Gefühle anderen gegenüber zu benennen
    • meine persönlichen Grenzen zu kommunizieren
    • gegenseitiges Verständnis füreinander zu erwirken
    • unseren Mental Load mitzuteilen und zu verteilen
    • uns Unterstützung in unserem „Dorf“ zu holen
    • oder eine Selbstfürsorgestrategie zu entwickeln

Aber wie genau kann das funktionieren? Wie kann ich mich anderen Menschen mitteilen, so dass ich mit meinem Anliegen gehört werde? Und wie kann ich meinem Mitmenschen wohlwollend & empathisch begegnen?

Über diese Fragen werde ich im Folgenden schreiben und ich berichte Dir, welche „Methode“ mir dabei geholfen hat. Wobei „Methode“ nicht wirklich das richtige Wort ist. Aber dazu gleich mehr.

Achtsamer Advent - Audioimpulse für Mütter

Wertschätzende Kommunikation

Der Wunsch als Mutter zum Einen meine Gefühle & Bedürfnisse anderen Menschen mitzuteilen und gleichzeitig meine Kinder liebevoll & bedürfnisorientiert zu begleiten, bringt einen früher oder später mit dem Konzept der gewaltfreien Kommunikation in Kontakt.

Die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg (kurz GfK) nimmt genau diese Themen in den Blick und liefert zudem eine Haltung, mit der ich mir selbst, anderen Menschen und dem Leben an sich begegnen kann. Es geht also nicht (nur) um konkrete Formulierungen (wie kann ich etwas genau sagen), sondern es ist, wie er es nennt, eine Sprache des Lebens.

Eines seiner Bücher trägt den Titel: „Gewaltfreie Kommunikation – Eine Sprache des Lebens“
Und den Untertitel: Gestalten Sie Ihr Leben, Ihre Beziehungen und Ihre Welt in Übereinstimmung mit Ihren Werten“

Das Thema Werte kommt früher oder später in fast jedem meiner Coachings auf den Tisch. Auch für mich war und ist es immer mal wieder ein Augenöffner und im wahrsten Sinne des Wortes wert-voll, sich der eigenen Werte bewusst zu sein. Meine Werte nutze ich als Handlungswegweiser für mein Leben und sie liefern auch eine Erklärung für Konflikte mit anderen, die häufig aufgrund von Wertediskrepanzen entstehen. Die diesjährigen Teilnehmerinnen des Selfcare-Circles können das sicher bestätigen.

Die 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation

Wenn man nach dem Begriff GfK googlet, dann begegnen einem immer wieder die vier Schritte der GfK, einer Handlungsstruktur für empathische, zwischenmenschliche Kommunikation. Mit der GfK versucht man dem Gegenüber, aber auch sich selbst ohne Bewertung zu begegnen. Eine echte Herausforderung in einer Gesellschaft, die von klein auf in der Erziehung und später auch in Schule und Beruf, Verhaltensweisen in gut oder schlecht einteilt und mit Belohnung & Bestrafung arbeitet.

Um diese Beurteilungen durch Wertschätzung zu ersetzen, nutzt die GfK vier Schritte:

BEOBACHTUNG – GEFÜHL – BEDÜRFNIS – BITTE

Ich schildere,

    • was ich konkret beobachten kann,
    • welches Gefühl dadurch bei mir ausgelöst wird,
    • welches wiederum auf ein Bedürfnis bei mir hinweist und
    • formuliere dann eine passende Bitte an mein Gegenüber.

Es geht um das, was ich beobachten kann und nicht darum, wie ich das Gesehene interpretiere.

Es geht um meine Gefühle und nicht um meine Gedanken & Bewertungen.

Es geht erstmal nur um mein Bedürfnis und noch nicht gleich um eine konkrete Strategie.

Und: Es geht um eine Bitte, nicht um eine Forderung.

Die Haltung der gewaltfreien Kommunikation

Da mir für diese Podcast-Episode die Haltung der GfK mir so wichtig ist, werde ich nicht so detailliert über die einzelnen Schritte der GfK sprechen, sondern mich mehr auf andere, scheinbare Randaspekte dieser Form der Kommunikation fokussieren.

Kathy Weber, eine Expertin für GfK im Familienleben, sagt:

„Bevor du in irgendeiner Form handelst oder eingreifst, komm zuerst in deine Haltung.“

Und diese Haltung beinhaltet ein paar Grundannahmen, die Du sicherlich bejahen kannst, wenn Du Dich in der bedürfnis- und bindungsorientierten Elternschaft zu Hause fühlst.

Ich bin okay und Du bist okay

Es geht ganz viel um Empathie. Und zwar sowohl für mich selbst aber eben auch für die anderen.Es ist wichtig, dass ich auch meine eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und benennen kann, denn es ist essentiell, dass ich mich gesehen fühle, um bereit zu sein, andere mit ihren Bedürfnissen wahrzunehmen.

Niemand ist böse und macht etwas absichtlich falsch, um einem anderen Menschen zu schaden. Jeder Mensch handelt FÜR sich statt GEGEN den anderen Menschen.

Alle Menschen haben die gleichen Bedürfnisse. Und: die Bedürfnisse aller Menschen haben die gleiche Wertigkeit. Was uns häufig unterscheidet, sind die unterschiedlichen Strategien, die wir wählen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen.

Radikale Selbstverantwortung. Meine Gefühle werden zwar durch Äußerungen oder Handlungen von Anderen bei mir ausgelöst, aber das Verhalten anderer ist nicht die Ursache meiner Gefühle, sondern ich selbst bin verantwortlich für meine Gefühle. Genauso bin ich für die Erfüllung meiner Bedürfnisse selbst verantwortlich.

Wir haben eine angeborene Fähigkeit zum Mitgefühl und tragen gerne zum Wohlergehen anderer bei, solange es freiwillig ist und unsere eigenen Bedürfnisse dadurch nicht in Gefahr sind.

Die GfK bewirkt also, dass

    • sich alle Beteiligten gleichwertig fühlen,
    • sie Klarheit über die eigenen Bedürfnisse haben,
    • eigene Gefühle und Bedürfnisse ausgedrückt werden können,
    • einfühlsam zugehört wird, wenn das Gegenüber spricht und
    • gemeinsame kreative Lösungen gefunden werden können.

Die doppelte Verantwortung

Ein Aspekt, der die GfK im Familienkontext zu einer, wie ich finde, großen Herausforderung macht, aber auch gleichzeitig jede Menge Wachstumspotential bietet, ist der Aspekt der Selbstverantwortung.

Die Verantwortung für eigenen Gefühle & Bedürfnisse zu übernehmen ist für viele schon schwer genug, wenn sie aufgrund von Prägungen oder Traumata gewohnt sind, die Verantwortung bzw. Schuld nach außen zu transportieren.

Aber als Eltern tragen wir ja nicht nur die Verantwortung für unsere eigenen Gefühle & Bedürfnisse, sondern wir wollen und müssen auch Verantwortung für die Gefühle und Bedürfnisse unserer Kinder übernehmen (bzw. sie dabei unterstützen), zumindest, solange sie dies noch nicht alleine können.

Wir können dies tun, indem wir ihnen einen geschützten Raum dafür geben und sie dabei unterstützen, ihren Gefühlen und Bedürfnissen angemessen Ausdruck zu verliehen, dass sie also sprachfähig werden, wenn es um Gefühle und Bedürfnisse geht.  Aber unsere Kinder brauchen eben auch Unterstützung bei der Erfüllung ihrer Bedürfnisse. Wir tragen also zusätzlich zu der Verantwortung für unsere eigenen Bedürfnisse auch noch die Verantwortung für die Bedürfnisse des Kindes, mit dem Nachteil, dass wir die Gefühle unserer Kinder nur indirekt, also von außen wahrnehmen können. D.h. wir wissen manchmal nicht auf welches Bedürfnis uns das Verhalten bzw. die Gefühle unseres Kindes hinweisen.

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Vorsicht! Gefahr!

Außerdem kann es dabei zu einer Vermischung unserer eigenen Gefühle und der Gefühle der Kinder kommen. Hier zeigt sich also in besonderer Weise, wie wichtig es ist, regelmäßig gut für sich als Erwachsener zu sorgen, um sich dann möglichst frei, zugewandt und unvoreingenommen den Gefühlen & Bedürfnissen der Kinder zu widmen. Auch das natürliche Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern kann dabei zum Stolperstein werden. Das alles im Detail aufzudröseln (zu erläutern), würde diesen Podcast hier sprengen, aber ich verlinke hier von Herzen den Podcast von Kathy Weber „FamilieVerstehen: Das ABC der Gewaltfreien Kommunikation“.

Deine Persönlichkeit und Deine Haltung ist der wichtigste Faktor für ein gutes Gespräch. Im Sinne der wertschätzenden Kommunikation bedeutet es auch präsent zu sein: Nicht gleich Tun, sondern erstmal Sein. Zuzuhören und damit das Gespräch zu verlangsamen und dem anderen das Gefühl zu geben, wahrgenommen zu werden. Wenn man sich ernstgenommen fühlt, ist das oft schon die „halbe Miete“. Dann ist man bereit, gemeinsam Strategien zu entwickeln.

Mein Impuls für Dich

Auch ich bin kein absoluter, perfekter GfK-Profi, wenngleich ich eine empathische Grundhaltung schon länger in mir trage als ich den Begriff der GfK überhaupt kenne. Dies wird mir auch immer wieder rückgemeldet, im beruflichen Setting, von Klienten während oder nach den Coachingprozessen, von Kollegen, aber auch in meinem privaten Umfeld spüre ich das. Trotzdem bin ich nicht perfekt, sondern auf dem Weg, diese Haltung mehr und mehr zu verinnerlichen und dadurch auch einen Unterschied in meinem Umfeld zu machen.

Verschiedene Trigger können uns aber immer mal wieder rauskatapultieren. Wenn das passiert, kann man sein ehrliches Bedauern darüber ausdrücken und gleichzeitig empathisch mit sich selbst zu sein. Du darfst Dir Zeit geben, in diese Haltung hineinzuwachsen, sie mehr und mehr in Dein Leben zu integrieren. Wenn Du in alte Muster verfällst und Du dies bemerkst, dann verurteile Dich nicht dafür. Sei dankbar, dass Du es bemerkt hast, denn dann damit bist Du schon wieder im Prozess, in der Beobachtung. Von dort kannst Du wieder in die Haltung von Empathie & Wertschätzung finden.

Solche Situationen werden sich mehrere Male wiederholen und das ist ganz normal !

Fazit

„Eine einfühlsame Haltung ist nicht einfach immer da, sondern entsteht immer wieder, wenn wir gut für uns sorgen und uns selber nähren.“ Marshall B. Rosenberg, der Begründer der GfK

Und damit schließt sich der Kreis: Sorge gut für Dich, um dann mit einer empathischen Grundhaltung gut für andere sorgen zu können. Nimm die GfK zur Hilfe, um Deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und um Verantwortung für sie zu übernehmen. Lerne über die Empathie für Dich selbst in die Empathie für die Gefühle & Bedürfnisse anderer zu kommen. Hilf Deinen Kindern mit der GfK einen Zugang zu ihren Gefühlen und Bedürfnissen zu bekommen.

Und ganz wichtig: Überfordere Dich nicht, sondern wachse einfach nach und nach in die neue Haltung herein. So mache ich es selbst und wenn Du magst, begleite ich Dich auch gerne dabei.

Vergiss nicht: Du bist nicht alleine !

Alles Liebe für Dich, 

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