Dieses Jahr wird der 111. Weltfrauentag gefeiert. Ich möchte mit diesem Artikel nicht nur auf Missstände aufmerksam machen, die zu sehr viel Erschöpfung bei Frauen geführt haben, sondern auch konkret in die Veränderung gehen. Dafür schaue ich auf drei verschiedene Handlungsebenen gegen die Dauererschöpfung. Dabei geht es sowohl darum, Stellung zu beziehen, was sich im Großen und Ganzen ändern muss, und um Impulse für Dich, die Du sofort anwenden kannst, um in Deinem Leben eine Veränderung zu erwirken.
Weltfrauentag – ein Grund zum Feiern?
In Berlin und bald auch in Mecklenburg-Vorpommern ist der Weltfrauentag sogar offizieller Feiertag. Ich habe ihn bisher noch nie gefeiert, keine Blumen, keinen Schmuck. Dieses Jahr „feiern“ wir ihn mit einer Blogparade, zu der dieser Artikel dazugehört. Weitere interessante und sehr unterschiedliche Texte findest Du hier verlinkt.
Ich selbst erlebe in meiner Beziehung und in meinen Beruf mittlerweile viel Selbstbestimmung. Und weil (fehlende) Selbstbestimmung, als einer der Eckpfeiler von Mama-Burnout, immer auch wieder ein Thema in meinen Coachings ist, möchte ich Dich mit diesem Artikel hier stärken und ermutigen. Hinter uns Müttern liegen sehr, sehr anstrengende zwei Jahre.
Ich weiß, Du bist müde. Du hast kaum noch Kraft für den Alltag. Viele von uns haben zwei Jahre gekämpft und versucht, sich und die eigene Familie vor einer Infektion und der damit verbundenen Quarantäne zu schützen. Aber jetzt rast Omikron durch Kitas und Schulen.
Ich weiß, Du bist erschöpft. Erschöpft von den vielen Nachtschichten im Homeoffice, weil es tagsüber eben nicht klappt, mit Homeschooling, Kinderbetreuung und mehr Haushaltsaufgaben, wenn alle zu Hause sind.
Ich weiß, dass Du Dich nach Unterstützung sehnst. Dass der Mental Load der Familienorganisation nicht nur auf Deinem Gehirn lastet. Dass Dein Partner im Homeoffice doch einfach mal zwischendurch die Waschmaschine anschalten möge oder den Frühstückstisch abräumen könnte.
Ich weiß, dass Du Dir mehr tatsächlich gelebte Geleichberechtigung wünschst. Dass nicht immer Du diejenige bist, die angerufen wird, wenn das Kind aus der Kita oder Schule abgeholt werden muss. Dass Du nicht diejenige bist, die aufgrund ihrer Teilzeit-Berufstätigkeit auf die nächste Karrierestufe verzichten muss.
Veränderung aktiv bewirken
Um eine umfassende und nachhaltige Veränderung zu schaffen, bedarf es verschiedener Anpassungen auf drei verschiedene Handlungsebenen, die alle wichtig sind und keine kann eine andere komplett ersetzen.
(1) Gesellschaftliche Anerkennung & Unterstützung
Ich beginne bei der „höchsten“ Ebene und möchte an der Stelle stellvertretend zwei Initiativen nennen, die sich öffentlich & politisch dem Thema Gleichberechtigung von Frauen annehmen und den Fragestellungen rund um dieses Thema eine Bühne bieten. Beim deutschen Frauenrat gibt es in diesem Jahr zum Weltfrauentag eine Themenwoche rund um das Thema Erschöpfung durch die Pandemie. Auf Instagram wurden in der Woche vor dem Weltfrauentag 2022 schon viele Stimmen mit politischen Forderungen gesammelt.
Die zweite Initiative, die ich hier erwähnen möchte, ist der „Equal Care Day“. Hier finden schon seit mehreren Jahren rund um den 29. Februar viele Aktionen statt, um Sorgearbeit und Mental-Load sichtbar zu machen und die Aufmerksamkeit auf die häufige Ungleichverteilung von unbezahlter Care-Arbeit zwischen Frauen und Männern zu lenken. Im Februar 2020, als noch vor der Pandemie, wurde ein Manifest formuliert, das Du Dir hier anschauen kannst.
Als Impuls z.B. für Gespräche in der Partnerschaft gibt es einen Mental Load Test – sehr, sehr spannend, wie ich finde. Und da Mental-Load nicht nur ein privates Familienthema ist, gibt es auch eine Testvariante zum Sichtbarmachen von beruflichen Mental-Load (der meistens von den gleichen Personen geleistet wird, die auch in ihrer Familie viel Mental-Load tragen). Du findest beide Tests hier: https://equalcareday.de/mental-load/
Weil derzeit erstmal keine greifbare politische Antwort oder Lösung in Sicht ist (vor allem in Bezug auf die aktuellen pandemiebedingten Belastungen von Familien) und solche Lösungen mittel- bzw. langfristig wirken, braucht es zusätzlich individuellere Ressourcen, um Deiner Alltagserschöpfung entgegenzuwirken. Ja, das kann sich im ersten Moment ungerecht anfühlen, dass wir uns trotz aller Erschöpfung auch noch selbst aus dem Dreck ziehen müssen. Aber nur zu jammern und gar nichts zu tun, hilft eben auch nicht.
(2) Dein direktes Umfeld
Nimm Kontakt mit Deinem direkten Umfeld auf. Lass Deine Mitmenschen wissen: „Wie geht es mir wirklich?“ „Was brauche ich?“ „Was hat mir gefehlt in den letzten 2 Jahren?“ Oder schrei einfach laut um Hilfe. Sag laut und deutlich: „STOP! So geht es nicht mehr weiter!“ Denn sei mal ehrlich: Hast Du Dein Umfeld informiert, dass Du am Ende Deiner Kräfte bist? Oder machst Du einfach immer weiter, weil Du keine Hoffnung hast, dass Du Hilfe bekommen könntest oder weil Du Angst hast, als Schwächling dazustehen? Du bist kein Schwächling, wenn Du Dir Hilfe holst!! Sich Hilfe zu holen ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche.
Du kannst auch Deine Kinder um Unterstützung bitten. Erkläre ihnen, dass Du erschöpft bist. Denn auch damit sind wir ein Vorbild für unsere Kinder. Mamas sind keine Super-Women mit unendlicher Kraft und ohne Ruhebedürfnis. Wenn wir unsere Kinder mit dieser Vorstellung groß werden lassen, dann gehen sie mit dieser unbewussten Haltung selbst in ihre eigene Mutter-/Vaterschaft hinein.
Wenn ich wirklich krank bin – so wie vor ein paar Wochen – dann ist für meine Kinder klar erkennbar, dass ich Unterstützung brauche, und geben sie mir auch ganz von selbst und ohne Aufforderung. Im „normalen“ Alltag braucht es da eine deutliche Kommunikation, weil meine Belastung für sie (und manchmal auch für den Partner) nicht klar ersichtlich ist. Zum Beispiel: „Ich hatte heute einen anstrengenden Arbeitstag und kann gerade Deine Unterstützung gebrauchen. Magst Du mir helfen? Und dann können wir gleich gemeinsam auf den Spielplatz gehen.“
(3) Deinen Handlungsspielraum zurück erobern
Augen schließen und atmen. Manchmal hilft nichts anderes als kurzzeitig die lange ToDo-Liste oder den vollen Wäschekorb auszublenden (Augen schließen) und erstmal eine Minute tief durchzuatmen. So versorgst Du Deinen Körper mit Sauerstoff, signalisierst Deinem Nervensystem, dass es nicht in Lebensgefahr ist. Und dann machst Du weiter. Diese Mikropausen, sind in Hochzeiten der Belastung manchmal das einige, was sich irgendwie umsetzen lässt.
Und sogar diese Mikropausen übergehen wir, weil wir uns so getrieben fühlen. Aber wer treibt uns eigentlich?
Sind es die anderen und bin ich es selbst mit meinen eigenen Ansprüchen und Glaubenssätzen?
Was von meiner ToDo-Liste kann ich einfach jetzt schon streichen, weil ich es bis heute Abend sowieso nicht geschafft haben werde?
Es macht einen Unterschied, abends vor den offenen Punkten der Liste mit dem Gefühl zu sitzen, versagt zu haben, oder ehrlich mit sich und seinen Kräften zu sein und aktiv Dinge schon mittags Dinge von der Liste zu streichen, die heute nicht mehr sein müssen.
Und sobald der Alltag wieder „normale“ Formen annimmt, setze Dich sofort(!) an erste Stelle. Dein Haushalt kann auch noch ein paar Wochen länger chaotisch sein. Es darf auch weiterhin ein schnelles Mittagessen geben. Denn:
Mentale & seelische Gesundheit im Blick behalten
Die Pandemie ist zwar endlich vorbei, aber es wird auch zukünftig herausfordernde Zeiten geben, für die wir ausreichend Energie brauchen, um uns und unsere Familie dadurch zu begleiten. Unsere mentale und seelische Gesundheit ist dabei von entscheidender Bedeutung. Dafür darf unsere Gesellschaft als Ganzes sensibilisiert werden, aber auch unser persönliches Umfeld und wir selbst.
Wir Mütter sind keine Maschinen mit endlos vorhandener Energie.
Auch wir müssen und dürfen ruhen, um gesund zu bleiben.
Ich bin für Dich da!
Solltest Du nach dem Lesen dieses Artikels das Gefühl haben, dass Du schon so in der Erschöpfung feststeckst und kaum noch Wege siehst, um Dich aus diesem Zustand zu befreien, dann such Dir jetzt einen Termin für ein unverbindliches Kennenlerngespräch aus. Ich kann Dich im Coaching begleiten, Deine Freude am Mama-Sein wiederzuentdecken und eine gesunde Selbstfürsorge für Dich zu entwickeln.
Du bist nicht alleine!
Ja, Mama´s sind keine Super-Women und es ist so wichtig, dass ich meine eigenen Grenzen kenne, damit meine Kinder in der Lage sind auch ihre eigenen zu wahren! Und doch: manchmal wäre ich gerne Super-Woman um die Welt nicht nur im Kleinen ein bisschen besser zu gestalten, sondern auch im richtig Großen.
Liebe Julia, ich stimme dir in allen Punkten zu und finde, dass deine Arbeit sehr sinn- und wertvoll ist. Einen Punkt möchte ich noch ergänzen, der mir in der Pandemie-Zeit immer wieder aufgestoßen ist. Als allein-erziehende Mutter mit drei Kindern, von denen inzwischen zwei erwachsen sind, waren viele der Probleme, die du in deinem Artikel und die in vielen anderen Artikeln erwähnt wurden, bereits Alltag vor der Pandemie, ohne dass es je jemanden interessiert hätte. Dieses Dauerschlittern am seelischen und körperlichen Burnout vorbei – nichts Neues. Der Mental Load – 14 Jahre lang habe ich das gehabt und es wird so weiter gehen. Die unperfekte Wohnung – normaler Alltag. Ignorieren der eigenen Bedürfnisse – normal, man muss ja funktionieren, weil sonst niemand da ist. Glücklicherweise waren meine Kinder während der letzten zwei Jahre schon in einem Alter, in welchem sich Arbeiten verteilen lassen und jeder für sich in Ruhe an seinen Dingen gearbeitet hat. Ich kenne aber auch allein-erziehende Mütter mit einem Kind oder mehreren Kindern, das/die ständig zuhause war/en, und die nicht wussten, wie sie ihren Job stemmen sollten. Meine Bitte: Denke beim Wort Familie auch an die Ein-Eltern-Familien. Von ihnen gibt es mehr als man denkt. Es ist eine leise Gruppe, weil ihnen meist die Kraft fehlt, für die eigenen Rechte zu kämpfen und auf sich aufmerksam zu machen, sei es gesellschaftlich, sei es politisch, und viele müssen ihren Alltag mit Familie und Beruf ohne Hilfe von außen oder durch einen Partner stemmen.
Liebe Maria!
Vielen Dank für Deine wertvolle Ergänzung!! Ein-Eltern-Familien sind sicherlich in einer anderen und intensiveren Art und Weise gefordert – allgemein und während einer Ausnahmesituation wie der Pandemie. Das braucht definitiv auch Beachtung. Um dem Einzelkämpfer-Dasein als ein weiterer Burnoutfaktor bei Müttern entgegenzuwirken dürfen wir uns alle an das afrikanische Sprichwort erinnen: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“
In meiner Tätigkeit unterstütze ich meist Frauen, die in einer Partnerschaft leben, und das liest man dann auch aus meinen Texten heraus. Von daher danke ich Dir sehr, für Deine Perspektive und ermutige Dich auch zukünftig, falls notwendig, Deine wertvolle Perspektive unter meinen Beiträgen zu ergänzen.