Letztes Wochenende stand in meinem Kalender für 3 Stunden „Auszeit für mich“. Und zwar beim „Yin Yoga Herbst Special“ von Verbunden Sein Yoga. Ich kenne Wendy, das Gesicht von Verbunden Sein Yoga, seit dem Sommer 2017. Sie veranstaltete damals das offenen Angebot „Yoga im Burgpark“ in Bad Vilbel. Ich war zu diesem Zeitpunkt absolute Yoga-Anfängerin. Mein erste Yoga-Stunde, Fachleute sagen Yoga-Praxis, erlebte ich also unter freiem Himmel und war ganz überrascht sogar relativ viel bekannte Gesichter dort zu sehen. Mein spontaner Gedanke: „Oh, die macht auch Yoga?!? Hätte ich gar nicht gedacht…“

Yoga ist Zeit für mich ganz allein

Als dann das Wetter langsam ungemütlicher wurde, stand im Oktober der „Umzug“ ins YogaStudio an. Zuerst konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie es wohl sein würde Yoga mit vier Wänden und einer Decke über sich zu praktizieren. Das Rauschen der Bäume und die Weite des Himmels waren für mich zum festen Bestandteil von Yoga Stunden geworden. Aber ich habe es gewagt und bin nun seit ein paar Wochen regelmäßig einmal in der Woche beim Yoga und finde es einfach toll! Ich genieße die Zeit mit mir. Achtsamkeit und Selbstliebe pur. Umso mehr freute ich mich nun auf diese 3 Stunden Einheit, die neben Yin Yoga auch noch andere Elemente wie Meditation, Affirmationen und einem Abschlussritual versprach.

Ich betrat den Raum, der wie immer liebevoll vorbereitet war und einige andere Teilnehmerinnen waren auch schon da (ja, es waren in diesem Fall nur Frauen, aber beim Yoga im Burgpark habe ich tatsächlich auch schon mehr als einen Mann gesehen ?) Wir starteten mit einem Glas Tee, das es übrigens bei jeder Yoga-Stunde dort gibt, und kleinen Gesprächen. Nach der offiziellen und gleichzeitig persönlichen, warmherzigen Begrüßung stimmte uns Wendy auf das Thema des Nachmittags ein:

Wie uns der Herbst das Loslassen lehrt!

  • Warum fällt uns das Loslassen so schwer?
  • Warum halten wir Menschen oft sogar an Dingen fest, die uns gar nicht guttun?
  • Welche Weisheit und Gewissheit hat dagegen z.B. ein Baum, der im Herbst seine Blätter loslässt und seine Kraft im Inneren speichert, um dann im nächsten Frühjahr wieder nach außen gehen zu können?!?

 

Loslassen Stein

Loslassen ist ein Prozess mit mehreren Phasen:

Phase 1: Wahrnehmung
„Je ruhiger du wirst, desto mehr kannst du hören und wahrnehmen“

Phase 2: Akzeptanz
„Akzeptieren was ist – voll und ganz annehmen“

Phase 3: Spüren
Alles was sich zeigt, tief in sich spüren

Phase 4: Abschied
Abschied nehmen und es liebevoll gehen lassen

 

Anschließend starteten wir also mit dem Wahrnehmen und zwar zuerst auf der körperlichen Ebene – mit Yin Yoga.


Yin Yoga ist ein eher passiver, ruhiger Yogastil. Es geht vor allem darum, in die Asanas hineinzuspüren, den Atem frei fließen zu lassen, um auf diese Weise Verspannungen oder Blockaden zu lösen. Neben den physischen Wohltaten, die viel Nutzen für das Bindegewebe und die Faszien versprechen, ermöglicht dir Yin Yoga insbesondere auch deinen Geist zu beobachten und zu schärfen, da die Asanas 3-5 Minuten gehalten werden.

(Aus http://www.asanayoga.de/blog/loslassen-lernen-und-vergaenglichkeit-annehmen/ )


Bewusstsein schaffen

Wendy leitete uns durch verschiedene Positionen (Vorwärtsbeugen und hüftöffnende Positionen, wie der Schmetterling) und es ging erst einmal nur ums Wahrnehmen. Das tut so gut! Erstmal nur Wahrnehmen und nicht, wie sonst so üblich gleich Be- oder sogar Verurteilen. Diese Verlangsamung der Reaktion ist das, was mir am Yin Yoga so gefällt. Nicht sofort in eine (Re-)Aktion verfallen, sondern erstmal genau wahrnehmen, hinspüren, akzeptieren. Meine Hoffnung ist, diese Bewusstheit, die ich im Yin Yoga einübe auch in meinen Alltag übernehmen zu können. Situationen erstmal zu beobachten und wahrzunehmen. Den ersten Impuls gleich zu reagieren, durch die Beobachtung zu stoppen, und erst im nächsten Atemzug zu reagieren.

Das Herz öffnen

Gegen Ende der Yogaeinheit kam dann noch meine bisherige Lieblingsposition im Yoga: eine Rückbeuge im Liegen mit diversen Hilfmitteln. (unter http://marlenschinko.com/yoga-bolster-uebungen/ kannst du dir ein ungefähres Bild davon machen)
Das muss man einfach mal ausprobieren!! In dieser Position genieße ich einfach die Herzöffnung und lasse ganz viel Liebe in mich hineinströmen… Ich gebe als Mutter und auch als Pädagogin meinen Kindern immer so viel Liebe, und ich bekomme auch von den Kindern viel Liebe und Vertrauen zurück. Aber in dieser Position strömt die Liebe einfach so, ohne dass ich etwas leiste, bedingungslos <3 <3 <3 Und das tut so gut!!!!!!

Nach einer kleinen Pause ging es im Workshop weiter mit einer Meditation zum Thema Loslassen. Und somit kam eine zweite Dimension von Loslassen ins Spiel – nämlich die Geistige. Mein Merksatz aus dieser Meditation ist:

Loslassen

Manche Dinge oder Menschen so SEIN zu lassen, wie sie sind. Sie wahrnehmen, sie akzeptieren und hinspüren, wie es mir damit geht.

Und so bin ich einige Bereiche in meinem Leben durchgegangen und habe für mich nicht nur überlegt, was ich loslassen kann, sondern auch warum ich es loslassen möchte. Wenn ich in meiner Entwicklung weitergehen will, dann darf ich nicht länger den Ballast mit mir herumschleppen, der mich hindert weiter voranzugehen. Beispiele gefällig?

Beruflich bedeutet das für mich im Moment, nicht mehr die Verantwortung für alles zu übernehmen und dabei zu viel Energie zu lassen, sondern lieber zu meiner eigenen Haltung zu finden.

Ein anderer Aspekt ist, mich zukünftig nicht mehr zu langfristig zu binden, sondern mir Zeit nehmen zu können, um mehr im Moment zu sein. Mehr Spielraum zu haben, aktuelle Projekte anzugehen zu können, wenn ich das Gefühl habe, dass sie jetzt dran sind und nicht, weil ich mich vor über 6 Monaten dafür verpflichtet habe.

Und ein ganz zentraler Punkt ist, dass ich mehr und mehr das (Er-)ziehen sein lassen möchte, um stattdessen den Kindern mehr Raum zur Entfaltung geben zu können.

Das heißt nicht unbedingt, dass ich die Dinge und Aspekte bereue, von denen ich mich nun trennen möchte – im Gegenteil, ich bin dankbar, dass ich an ihnen wachsen konnte und dass ich Neues lernen durfte. Die Frage ist einfach, ob ich nicht mit weniger Gepäck leichter weiter gehen kann auf meiner Lebensreise. FRIEDEN finden mit den Dingen und Menschen, die mein Leben prägen, und FRIEDEN mit mir selbst finden.

Auf jeden Fall bin ich nach diesem Nachmittag wieder ein bisschen mehr bei mir selbst angekommen. Der FOKUS liegt wieder ein bisschen mehr bei mir und ich lerne immer mehr, den Anker in mir zu setzen!

Abschied nehmen

Ein größeres, persönliches Thema ist mir an diesem Nachmittag aber auch bewusst geworden. Meine beste Freundin wird noch dieses Jahr umziehen und dann statt 100 Meter gleicher mehrere 100 Kilometer von mir entfernt sein. Diese Tatsache wird hoffentlich nicht das Ende unserer Freundschaft bedeuten, aber es wird sie verändern. Und von daher müssen wir von unserer besonderen Zeit in den letzten beiden Jahren Abschied nehmen. Mal eben auf einen Kaffee treffen, mal eben das andere Kind mitbetreuen, spontane Mädelsabende, gemeinsame Yoga-Stunden, gemeinsames Weihnachtsbaum schlagen und vieles mehr. Das alles wird bald nicht mehr möglich sein. Und am liebsten würde ich diesen Abschied immer weiter vor mir herschieben bis …, ja bis uns der Abschied dann plötzlich einholt und über uns hereinbricht… Nein, das möchte ich definitiv nicht und deshalb möchte ich unsere letzten gemeinsamen Wochen so bewusst wie möglich gestalten. Ganz gezielt unsere räumliche Nähe nochmal genießen, auf dass unsere Freundschaft auch mit räumlicher Distanz nicht an inhaltlicher Tiefe verliert. Und wer weiß, wann sich unsere Wege wieder kreuzen werden…

Auszeit für Mich

Das Fazit dieses Nachmittags ist jedenfalls, dass ich solche Zeiten zum Innehalten regelmäßig für mich nutzen möchte. Wo nimmst Du Dir Zeit zum Innehalten? Auszeiten aus dem trubeligen Mama-Alltag?

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