Endlich geht es weiter! Heute begrüße ich als Interviewpartnerin für die Serie „Unter Mamas“ meine liebe Kollegin Jessica Verfürth. Sie ist die Gründerin des Christlichen Online-Beratungszentrums und Veranstalterin des Siegreich leben Online Kongresses! Im Interview erzählt sie von ihrem Leben als 3-fache Mama, welche Bedeutung Ich-Zeit und ZZZ für sie haben, und dass ihr Dorf nicht nur aus ihren Nachbarn besteht.

Vielen Dank, Jessica, dass Du uns teilhaben lässt an Eurem Familienalltag und der Herausforderung gleichzeitig Mama eines Teenagers, eines ADHS-Kindes und eines Babys zu sein!!!


Erzähle uns etwas von Dir und Deiner Familie

Ich bin Jessica Verfürth, 31 Jahre alt und verheiratet. Insgesamt leben wir zu 5 in einer sehr lebhaften christlichen Familie. Mein Mann und ich sind sie 6 Jahren zusammen und nach einer langen ON/OFF Beziehung mit einer Scheidung (damals waren wir noch keine Christen, ich habe im Trennungsjahr zu Gott gefunden und mich bekehrt),  haben wir schlussendlich doch wieder zu einander gefunden und noch einmal geheiratet. In die Beziehung habe ich 2 Kinder mitgebracht, meine große Tochter ist jetzt 16 Jahre und hat gerade ihren Schulabschluss in der Tasche, mein Sohn ist jetzt 10 und unsere gemeinsame Tochter ist 11 Monate alt.

Wir sind beide selbständig und arbeiten aktuell daran, nächstes Jahr ortsunabhängig leben zu können. Mein Mann arbeitet aktuell in einem klassischen 9 to 5 Modell und ich bin als Online-Coach für Frauen tätig mit dem Schwerpunkt auf Persönlichkeitsentwicklung/Krisen als Chancen nutzen und Berufung leben. Wir haben dieses neue Lebensmodell ausgewählt, weil wir unsere Kinder nicht blind in dieses System stecken wollen und wir auch als Familie leben wollen. Dieses typische Familienkonzept (Vater arbeitet Vollzeit, Mutter Teilzeit und Kinder ganztagsbetreut, Familienzeit nur am Wochenende und im Urlaub) wollten wir einfach nicht mehr.

Was uns sehr die Augen geöffnet hat, war unsere erste Fehlgeburt. Wir waren damals beide Vollzeit berufstätig, ich hatte zu dem Zeitpunkt noch meine eigene Großtagespflegestätte in unserer Ortsgemeinde, dazu noch ehrenamtliche Tätigkeiten in der Gemeinde und unsere Kinder waren dort auch bei verschiedenen Gruppenaktivitäten. Wir waren also als Familie 6 Tage die Woche in der Gemeinde. Nicht immer alle gleichzeitig, aber einer von uns war immer dort. Und als gewiss war, dass wir unser Baby verloren hatten, änderte sich der Fokus schlagartig wieder zurück auf die Familie, auf das was wirklich wichtig ist. Was Gott uns als erste Instanz gegeben hat: unsere Ehe und Kinder.

Wie gestaltet ihr euer Familienleben?

Wie schon erwähnt, sind wir Christen. Wir sind sehr authentisch in unserem Glaubensleben mit Gott auf unsere individuelle moderne Art und Weise. Wir stellen den Wert unserer Kinder nicht mehr unter den Wert unseres Einkommens, auch Statussymbole zu besitzen kann nicht die Zeit aufwiegen, die wir bei der Arbeit verbringen. Und wir leben unseren Kindern die Werte der Bibel vor wie Liebe, Nächstenliebe, Authentizität, Freiheit, Individualität, Achtsamkeit für sich und die Schöpfung (Umfeld und Umwelt), und dass sich das tun sollen, wofür sie brennen, ihren Stärken und Interesse nach.

Wir leben auch als Familie unseren Glauben, wir lesen gemeinsam in der Bibel und schauen genau welche Lebensanleitung Gott durch die Bibel gibt. Auch das Beten und eine dankbare Einstellung sind uns wichtig. Das klingt oft erst mal sehr staubig für Außenstehende, aber es befähigt uns, viel gelassener mit Krisen umzugehen, unsere Kinder und uns nicht an unseren Fehlern zu bemessen, miteinander liebend, gnädig und vergebende umzugehen und dankbar mit Herausforderungen umzugehen. Denn wenn man die Dinge aus „Gottes Perspektive“ betrachtet, versteht man das hinter allem ein WOZU steckt, alles hat einen Grund, einen Sinn und dient dazu, unseren Charakter für die Ewigkeit zu schleifen und hier zu Lebzeiten anderen eine Hilfe, Inspiration und Beispiel zu sein.

Wir genießen oft einfach den Moment. Ich glaube jede Familie kennt diese besonderen Momente, in denen man sich voller Liebe ansieht und weiß, man gehört zusammen. Und dabei ist es gar nicht so wichtig, was wir tun. Neulich haben meine große Tochter und ich gemeinsam, jede für sich, ein Vision Board gemacht. Und es war so schön für mich zu sehen, wie sie ihre Träume in Ziele formuliert und sich dann überlegt, was sie tun kann, um ihre Ziele zu verwirklichen. Oder wenn mein Sohn so sehr lachen muss, dass er jeden in seinem Umfeld einfach mit seinem Lachen ansteckt. Oder wenn ich sehen kann, wie glücklich und zufrieden mein kleines Baby damit ist, die Welt zu entdecken, wenn sie im Garten sitzt mit einem Blatt in der Hand und herum experimentiert, was sie damit alles anstellen kann. Ich liebe es so sehr, die Mutter meiner Kinder sein zu dürfen. Auch wenn wir schon vor vielen Herausforderungen standen.

Mein Sohn zum Beispiel ist ein klassisches „ADHS Kind“ und wir waren von Seiten der Schule und der Behörden einem enormen Druck als Familie ausgesetzt, unseren Sohn doch „systemkompatibel“ zu machen. Und nichts von dem half, was wir an Ratschlägen der vermeintlichen Experten (Schule, Jugendamt, Ärzte, Therapeuten und Klinik) bekamen. Im Gegenteil: Alles wurde nur noch schlimmer. Ich möchte hier niemanden zu etwas raten, aber ermutigen, die Dinge zu hinterfragen.

Unser Sohn hat sich extrem abgelehnt und deformiert gefühlt und es wurde durch alles, was wir unternahmen nur noch schlimmer. Er ist ein „High Energy“ Kind. Warum soll das etwas Schlimmes sein, nur weil er nicht in das Schulsystem passt? Gott hat ihn gemacht und er wusste schon, warum er unseren Sohn so gemacht hat. Wir unterstützen unser Kind bei allem, was er braucht. Aktuell geht er nur 2 Stunden täglich zur Schule, ist dabei vom Lernen her weiter als die meisten in seiner Klasse. Wenn er Klassenarbeiten schreibt, liefert er immer tolle Leistungen ab. Er lernt jeden Tag zu Hause, was seine Klassenkameraden in der Schule lernen. Und dadurch, dass er so anders ist, lernte ich eine Mutter zu sein, die sich für ihr Kind einsetzt, für sein Recht auf Individualität einsteht und auf sein Recht pocht.

Durch das Systemlabyrinth, durch das wir mit ihm geirrt sind, haben wir unser Kind ebenfalls deformiert und auch manchmal zu Hause Reibereien, die noch darauf zurück zu führen sind. Denn wir haben ihn sehr verletzt und er fühlte sich im Stich gelassen von uns, bis wir angefangen haben uns gegen diesen Systemirrsinn zu entscheiden und für unseren Sohn einzusetzen. Wir versuchen diese Situationen dadurch aufzulösen, dass wir unserem Sohn seine Emotionen spiegeln und ihm unsere Sichtweise erklären. Das hilft enorm und stellt den Familienfrieden schnell wieder her.

Wie gestaltet ihr eure Partnerschaft, seit ihr Kinder habt?

Mit der Geburt unserer kleinen Tochter hat sich alles verändert. Da wir uns entschieden haben, in einem Familienbett zu schlafen, haben wir nachts keine Zweisamkeit mehr und da unser Baby bis vor kurzen noch gar nicht alleine schlafen konnte bzw. immer wach geworden ist, sobald wir das Schlafzimmer verlassen haben, hatten wir auch außerhalb des Schlafzimmers keine Zweisamkeit. Das war tatsächlich eine Herausforderung für uns. Jetzt üben wir mit unserer Tochter, dass sie im Schlafzimmer alleine bleibt, sobald sie eingeschlafen ist und das klappt mittlerweile auch, bis sie Hunger bekommt. Diese Zeit genießen wir dann sehr, wir schleichen uns dann aus dem Schlafzimmer, wie Teenager, die sich heimlich vor der Haustür des Elternhauses treffen, um sich nur noch einmal zu küssen vorm Schlafengehen. Wir versuchen auch 1 mal die Woche, uns auf ein Eis, einen Spaziergang oder ähnlichem zu treffen, außerhalb von zu Hause. Wir nennen das ZZZ Zeit zu zweit, mit Baby zusammen ist daraus ZZZ mit Baby geworden. Aber das stört uns nicht. Wir wollten unser Baby so sehr und sind nach zwei Fehlgeburten unendlich dankbar, dass wir ein kleines gesundes, fröhliches und aufgewecktes Mädchen bekommen haben, und weil wir schon 2 größere Kinder haben, wissen wir auch, wie schnell diese Zeit verfliegt, bis die Kinder anfangen autonom zu werden. Unsere Partnerschaft haben wir für den Rest unseres Lebens und wenn wir auf Weltreisen sind, haben wir soviel Zeit miteinander, dass sich die Zweisamkeit dann in den Alltag integriert. Denn ich glaube ,dass das Problem der „mangelnden“ Zweisamkeit ein Problem der mangelnden Zeit und Energie ist, die wir füreinander haben. Und nicht der Tatsache geschuldet ist, dass wir kleine Kinder haben.

Wie wichtig ist Dir Zeit für Dich selbst und wie ermöglichst Du Dir diese?

Meine Tankstellen im Alltag sind eigentlich mein Rundum Paket. Das fängt bei gesunder Ernährung an; ich versuche so viel leckeres und gesundes Essen in meinen Alltag einzubauen, wie es geht. Das gelingt mir nicht immer, in stressigen Zeiten stopfe ich Schockoriegel und Kaffee in mich rein. Aber in meinem normalen Alltag starte ich meinen Tag meistens mit Smoothies oder Smoothiebowls. Meine kleine Tochter liebt es genauso wie ich. Ich verzichte weitestgehend auf pestizid und genmanipuliertes und zuckerlastiges Essen, auch tierische Produkte meide ich, ich nehme auch nicht bei jedem Weh-Wehchen eine Tablette, sondern vertraue erstmal der Natur und ihrer heilenden Wirkung. Auf Schulmedizin greife ich nur in wirklichen Notfällen zurück. Auch versuche ich meinen Haushalt so chemiefrei wie möglich zu halten und benutze nur biologisch abbaubare Produkte zur Reinigung und zum Waschen. Das klingt erstmal voll öko-spießig und ist es auch, aber wir haben alle viel mehr Energie und Lebensfreude, seitdem wir auf alle belastenden Stoffe verzichten, und wir sind auch so gut wie nie krank.

Ich versuche auch, nicht all zu viel zu arbeiten und mir meine Aufgaben meinem Biorhythmus entsprechend aufzuteilen und mir eine ICH Zeit in meinem Kalender frei zu halten. In dieser Zeit tue ich mir selber etwas Gutes, so als wäre ich meine beste Freundin. Ich mache auch unregelmäßig Sport und Entspannungsübungen, so wie es halt gerade passt. Ich gestalte unsere Familienzeit abwechslungsreich. Es tut auch so gut, sonntags in die Gemeinde zu gehen und einfach im Gottesdienst und in der Zeit danach bei einem Tee und guten Gesprächen aufzutanken. Ab und zu treffe ich mich mit Freundinnen und wir futtern leckeres Zeug und quatschen wild drauf los. Was mir besonders gut tut, ist, wenn ich in meiner Hängeschaukel im Garten in der Sonne liegen kann, mit einem Melonen-Erdbeer-Basilikum Slushie und einfach bewusst atmen kann. Und mich darauf besinne, dass ich ein wichtiger Teil in Gottes großem Plan bin.

Von wem bekommst Du Unterstützung im Alltag?
Oder versuchst Du alles alleine zu schaffen?

Als dreifach Mama bin ich schon sehr routiniert in meinen täglichen Aufgaben, allerdings helfen meine großen Kinder und mein Mann im Haushalt auch mit. Der Thermomix erleichtert mir zusätzlich das Kochen. Mein „Dorf“ ist meine Gemeinde. Und hier meine ich nicht nur meine Ortsgemeinde, sondern alle Christen mit denen ich weltweit befreundet bin, denn ich kann mit jedem Thema, das mich bewegt immer zu einem meiner „geistlichen Geschwister“ gehen. Und auch wenn ich praktische Hilfe benötige, ist immer jemand bereit zu helfen. Ich bin so dankbar, dass ich dieses Privileg, ein „Dorf“ um mich zu haben, leben darf.

Was sind die 3 Dinge, auf die Du als Mama nicht verzichten willst, weil sie Dir helfen, in Deinem Familienalltag nicht unterzugehen?

Puh das ist ja eine Frage!

  1. Mein Handy, denn dort kann ich in meinem Kalender alle Termine notieren und mit dem Kalender meines Mannes synchronisieren, meinen Essensplan in meiner Thermomix App erstellen und auch meine Einkaufsliste und mein Business von unterwegs händeln. Aber ich bin auch froh, wenn meine handyfreie Zeit dann täglich ab 16 Uhr beginnt. Einfach um dem ganzen Schnelllebigem zu entkommen.
  2. Ein Auto bzw. irgendein Fortbewegungsmittel. Ich finde, Mobilität ist unglaublich wichtig.
  3. Und last but not least: meine berufliche Freiheit. Denn wenn ich täglich 6-9 Stunden in irgendeinem Job feststecken würde, weiß ich, dass in meinem Leben und im Leben meiner Familie alles drunter und drüber gehen würde und unser Leben von Überforderung und Unzufriedenheit geprägt wäre. Aus der Vergangenheit kenne ich das zu genüge. Gott sei es gedankt, haben wir alles umgestellt, was dazu beigetragen hat, dass es so angespannt in unserem Leben war.

Jessica ist die Veranstalterin des Siegreich Leben Online Kongresses, der vom 1.-7. September 2018 stattfand. Ich bin dankbar, eine ihrer Interviewpartnerinnen gewesen zu sein.


Hier findest Du Jessica und ihr Business:
Webseite: https://bosslady-imperium.de/

Dies ist ein Interview aus der Reihe Unter Mamas. Ich freue mich, dass Du auf meine Webseite gestoßen bist und hoffe, Du konntest aus dem Interview etwas für Dich mitnehmen. 

Ansonsten schreibe ich hier über viele Themen rund um Mama-Burnout, Selbstfürsorge und Mutter-Kind-Kur. Schau Dich also gerne auf dem Blog oder bei meinen Angeboten um.

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